Vitamin D-Mangel – Raubbau für den Körper

Vitamin D ist in den wenigen letzten Jahren, nun doch langsam, aber Gott sei Dank, mehr in aller Munde. War es vor 8-10 Jahren noch relativ unbekannt bzw. ohne Beachtung bei Ärzten und Therapeuten, kommt ihm heute schon in vielen Publikationen eine weitaus höhere Aufmerksamkeit zu.

WORAN LIEGT DAS?

In vielen wissenschaftlichen Studien über die unterschiedlichsten Erkrankungen kam man oft auf den Punkt, dass ein bestimmter Stoff immer zu wenig im Körper zu sein scheint. (Hier liegt die Betrachtung im Moment ausschließlich auf dem Vitamin D, auch andere Faktoren sind und können natürlich mangelhaft vorliegen.) Im Rückschluss dieser Entdeckungen fand man heraus, dass im gesamten Körper ein dringender und konstanter Bedarf an Vitamin D vorliegt, sonst sind Krankheiten Wege bereitet.

WAS IST VITAMIN D?

Vitamin D ist ein Vitamin, welches eigentlich gar keines ist, sondern eher eine Vorstufe zu einem wichtigen Hormon (Hormonvorläufer). Vitamin D wird in unserem Körper durch Umbau aktiviert und ist danach ein echtes Hormon! Dieses hat im gesamten menschlichen Organismus seinen Wirkraum und seine Wichtigkeit. Der Körper kann Vitamin D bis zu einem gewissen Grade selber aus dem uns umgebenen Sonnenlicht aufbauen. Die Strahlen des Sonnenlichts dringen über die Haut ein und werden im Anschluss umgewandelt in verwertbare Strukturen. Jedoch ist, wie gesagt, der aufgenommene Anteil aus dem Sonnenlicht gemessen am benötigten Tagesbedarf, äußerst gering.

Des Weiteren ist der Mensch in der Lage Vitamin D über die Nahrung aufzunehmen. Um über diesen Weg den Restbedarf jedoch zu decken, ist auch annährend unmöglich. Wir müssten dafür schon eine mehr als überdimensionale Menge z.B. an Fischleber, Eiern und Vollmilch zu uns nehmen. Dieses birgt dann allerdings in diesen Mengen gegenteilig wirksame Beschwerden oder gar Erkrankungen als Nebenwirkungen.

Für das Funktionieren des Vitamin D im Körper ist die Retinsäure (Vitamin A) wichtig, dieses ist in verschiedenen Obst- und Gemüsesorten aber auch vereinzelt im Fleisch enthalten. Ebenso wichtig ist ein ausreichender Magnesium-Spiegel. Hingegen der Bedarf an Vitamin K2 zur Verstoffwechselung des Vitamin D ist laut Studienlagen wohl noch nicht bestätigt.

VITAMIN D UND SEINE RICHTWERTE

Aufgrund der Menge aus diesen beiden Zuführungsformen kommen wir automatisch in eine Unterversorgung an Vitamin D und somit entsteht mitunter auch ein ausgeprägter Vitamin D-Mangel mit signifikanten Folgen. Betrachtet man die Versorgungswerte in Deutschland liegen hier ca. 60% der Menschen (Angabe lt. DGE-Deutsche Gesellschaft für Ernährung) unter dem empfohlenen Richtwert an Mindestversorgung durch Vitamin D.

Blut – Wertebeurteilung

Vitamin D-Mangel (unter 20ng/ml)
Unterversorgung (zwischen 20 – 35ng/ml)
Gute Werte (zwischen 35 – 60ng/ml)
Hohe Werte (zwischen 60 – 90ng/ml)
Übermäßige Versorgung (über 90ng/ml)
Vitamin D-Vergiftung (über 150ng/ml)

In der exakten Normwertfestlegung ist man oft noch uneins, aufgrund des so jungen Themas in der Medizin. Jedoch zeigen Erfahrungen, dass die Risiken für verschiedene Erkrankungen bei steigenden Werten abnimmt und so ein Wert um die 50ng/ml ein gutes Maß ist (lt. Firma Hevert – Weiterbildung Vitamin D).

WOFÜR IST VITAMIN D IM KÖRPER SO WICHTIG?

Wie bereits erwähnt, wurde Vitamin D bis vor einigen Jahren kaum Beachtung geschenkt. Heute ist es zunehmend anders und Ärzte und Therapeuten beginnen langsam sensibel für dieses Thema zu werden. Es zeigen sich aber auch noch viele Informations- und Desinteresse-Lücken, wie ich durch Patienten und Bekannte immer wieder erfahren muss…

Fragen wie: Was wollen Sie denn mit dem Wert? Können Sie damit überhaupt etwas anfangen? Was spielt das in Ihrem Falle denn für eine Rolle? Ihr Wert ist doch ganz passabel bei 17ng/ml!
Was spielt das in Ihrem Falle denn für eine Rolle? Ihr Wert ist doch ganz passabel bei 17ng/ml! … Das ist erschreckend. Aber lassen Sie sich nicht beirren, tuen Sie es einfach für sich – lieber früher als zu spät!

Mir liegt es fern hier Fingerpointing zu betreiben, aber es liegt doch in unser aller Interesse – auch wenn die Nachfrage oft erst durch den Patienten erfolgt und weniger durch einen medizinischen Vorsorgeplan bestimmt wird. So wurden in den letzten Jahren die Wirkungen und Auswirkungen bei Mangel erst deutlich. Internationale Studien schaffen Bewusstsein und rütteln so langsam medizinische Abteilungen wach. Nach heutigem Stand ist es so deutlich wie wichtig die aktive Substitution an Vitamin D für den gesamten Organismus und seine Funktionen ist. Denken Sie beim Lesen nicht nur an das Jetzt, sondern auch bereits an Ihr späteres Leben. Bisher sind über 30 verschiedene Gewebe des Körpers identifiziert, die einen speziellen Rezeptor für Vitamin D und seine Hormonstufe besitzen. So ist Vitamin D für ein normales Funktionieren wichtig für: (keine Vollständigkeit, denn es gibt viel mehr).

Brustdrüsen/Prostata/Eierstöcke/Plazenta: Entartungsrisiko, Krebs

Über all die Jahr hat sich es immer mehr herausgestellt, wie wichtig eine gute bis sehr gute Versorgung mit Vitamin D als Vorsorge gegen Krebs unterstützend ist. Es verhindert aktiv die Entartung der Zellen und hilft unseren Organismus zur Eigenhilfe. Denn die Zellen selber haben Funktionen in sich, dass sie sich selbst zerstören können, nach Erkennung des Nicht-Funktionierens oder Defektes. Vitamin D hemmt die unkontrollierte Zellteilung, fördert die Zellreifung guter Zellen und aktiviert Gene für die DNA-Reparatur.

Knochen / Muskeln: Rachitis bei Kindern, Osteomalazie bei Erwachsenen, Osteoporose

Vitamin D hält das Calcium- und Phosphat-Gleichgewicht im Körper. Anhaltende Müdigkeit, Schwäche, Muskelschmerzen, tiefsitzende Knochenschmerzen in den Armen, Beinen, Becken, Brust und Wirbelsäule. Selbst bei geringstem Druck nehmen die Schmerzen zu. Schlafstörungen, erhöhtes Sturzrisiko, das Risiko für Knochenbrüche steigt, da auch zu beachten ist, dass ein Mangel an Vitamin D ein Calciummangel nach sich zieht.

Immunsystem: Infektionen bes. der Atemwege, Asthma, Allergien, Heuschnupfen

Das aktivierte Vitamin D regt Immunzellen an, die wiederum spezielle Aufgaben im Körper haben und bestimmte Stoffe produzieren. Aus ihnen werden eine Art Defensive und wirken quasi wie Antibiotika. So arbeiten sie effektiv gegen Bakterien, Viren und auch Pilzen. Man hat beobachten können, dass Menschen mit überstandener Grippe oder bronchialem Infekt einen viel niedrigeren Vitamin D Status haben. Umgekehrt kommt man zu folgender Aussage, wenn der Wert zwischen 10 – 30 ng/ml liegt das Risiko für Atemwegserkrankungen 24 % höher scheint.

Herz: Herzinsuffizienz, Bluthochdruck, Rhythmus-Störungen, Kreislaufbeschwerden

Das Herz ist ein kräftiger Muskel mit Rezeptoren für Vitamin D. So ist es nur verständlich, dass bei einer Unterversorgung seine dauerhafte Leistungsfähigkeit neben den alltäglichen Nebeneinflüssen (Stress, Alkohol, Nikotin usw.) Schaden nimmt. Das Risiko eines Infarktes oder Insuffizienz zu erliegen ist überdimensional höher als bei einer gesunden Versorgungslage durch Vitamin D.

Während der Schwangerschaft: Zum Schutz des Gehirns des Ungeborenen

Ein Mangel kann zu verlangsamter mentaler wie auch psychomotorischer Entwicklung aber auch zu Sprachstörungen führen. Vitamin D hat ebenso Einfluss auf die Eisenverwertbarkeit, die wiederum wichtig für die Blutbildung ist.

Bauchspeicheldrüse: Diabetes, Insulinresistenz

Vitamin D wirkt entzündungshemmend und ist unersetzliche Voraussetzung bei der Insulinproduktion, da es die Entstehung von Zellen in der Bauchspeicheldrüse fördert, welche Insulin produzieren sollen. Auch außerhalb der Bauchspeicheldrüse arbeitet Vitamin D im Zuckerstoffwechsel, da es die Insulinrezeptoren auf Muskel- und Fettzellen stimuliert.

Gehirn/Psyche/Nerven: Depressionen, Demenz, Parkinson, Alzheimer, Multipe Sklerose

Besonders unsere Nervenzellen im Gehirn verfügen über entsprechende Rezeptoren, was bedeutet, dass Vitamin D unerlässlich ist. So bleibt eine dauerhafte Unterversorgung je nach Individualität und Höhe nicht ohne Risiken einer Erkrankung. Vitamin D-Rezeptoren befinden sich z.B. Hypothalamus, Hypocampus und Substantia nigra – all diese Regionen haben Einfluss bei Unterversorgung mit Vitamin D bei Erkrankungen, wie Parkinson, Demenz und ADHA. Vitamin D sorgt auch für die Regulation der neuromuskulären Funktion. Vitamin D hat eine Wechselwirkung und damit positiven Effekt auf die Verfügbarkeit des Nervenwachstumsfaktors BDHN (brain-derived neurotrophic factor) welcher Nervenzellen vor Stress schützen kann.

WIEVIEL VITAMIN D BENÖTIGE ICH UND WARUM REICHT DIE SONNE NICHT AUS?

Unsere Sonnenschein-Zeiten in Deutschland sind nicht ausreichend für eine ausschließliche Bedarfsdeckung. Hinzu kommt, dass „nur“ der Sonnenschein es nicht ist. Es sind bestimmte Strahlenanteile die die Vorgänge in unserem Körper bewirken. Diese sind wiederum abhängig vom Stand der Sonne (wie um die Mittagszeit) und von Ihrem Standpunkt (Meereshöhe). Die verwertbare Strahlenintensität ist im Flachland viel niedriger und in den Bergen entsprechend höher.

Da wir aber viele dieser Strahlen wirkungsvoll mittels Sonnencremé verhindern, nimmt die Haut diese nicht so auf. Hier gibt es bereits viele kontroverse Diskussionen über sinnvollen Sonnenschutz im Hinblick auf Vitamin D. Aber, genießen Sie täglich die Sonne für 10-15 Minuten in Ihrer Kaffeepause ohne Sonnenschutz, haben Sie bereits einen sinnvollen Schutz für Ihre Knochengesundheit aufgebaut.

ABER: Die Wintermonate machen uns da einen deutlichen Strich durch die Rechnung. Wir haben einfach viel zu viele Tage trübes Wetter und können so nicht aktiv an unserer Vitamin D Speicherung arbeiten. Deshalb ist Substitution zwingend erforderlich. Die Empfehlung aufgrund „Experten Update Vitamin D 2011“ in Berlin (Quelle: Firma Hevert – Weiterbildung Vitamin D) besagt, bereits eine tägliche Verabreichung von 1.000-2.000 i.E. (i.E.=internationale Einheit) ist besonders in den Wintermonaten zu empfehlen. Ein Mindestmaß von 20ng/ml sollte so erreicht werden. Wobei zu beachten ist, dass dies noch nicht wirklich eine sinnvolle Mengenstufe ist die man erreichen sollte. Daher gehen viele davon aus, besonders im Winter bewusst und reichhaltig zu kompensieren mit Tagesdosen bis zu 4.000 i.E.

Neueste Untersuchungen zeigen zudem, dass die Unbedenklichkeitsgrenze beim Erwachsenen bei 4.000 i.E. und beim Säugling bei 1.000 i.E. täglich liegt und keine toxischen Effekte bis 10.000i.E. täglicher Gabe zu verzeichnen waren.

Es ist also zu empfehlen eine Vitamin D Substitution nicht nur mit 1.000 i.E. zu beginnen, sondern gleich mit 2.000 i.E. und im Bedarfsfall (z.B. nach Erstfeststellung oder Krankheit) mit 4.000 i.E. zu arbeiten.

Vitamin D: täglich oder wöchentliche Einnahme?

Meiner Meinung nach ist es sinnvoll, dass was der Körper benötigt, sollte ihm auch täglich zugeführt werden. Manch andere Ärzte/Therapeuten verwenden die wöchentliche Gabe – da der Körper dann eine Art Depot hält und der Bestand langsam abgebaut wird. Mit diesen Fragen befasste sich in wissenschaftlichen Studien Dr. Bruce Hollis, College of Medicine Medical University of South Carolina und erklärt es im Video (https://youtu.be/FbheaULwRAk), Original-Video-Englisch) aus welchem Grund die wöchentliche Gabe eine Fehleinschätzung ist.

Hierzu muss man wissen, dass tatsächliche Bedarf vom aktiven Prohormons 25(OH)D (im Körper umgewandeltes Vitamin D und damit für den Körper weiterverwertbar) sehr wichtig ist, diese wirkt sich auf die Calcium Homöostase und damit die Knochengesundheit aus. Der gesamte Vitamin D Stoffwechsel hängt aber nicht nur von 25(OH)D-Wert im Blut ab, sondern auch von Vitamin D, welches von den Zellen direkt aufgenommen wurde. Dieser unverstoffwechselte Anteil hat aber eine Halbwertszeit ca. 24 Stunden. Das bedeutet allerdings im Umkehrschluss, dass bereits nach wenigen Tagen es zu einer Unterversorgung mit reinem Vitamin D kommen kann, selbst bei einer wöchentlich hohen Dosen Vitamin D.

Ich bitte jedoch dringend zu beachten, auch wenn die Studien es als unbedenklich ausgeben und es mehr als wichtig ist, einen gesunden Bestand im Körper zu haben, dient mein Post nicht als Maß. Ich arbeite nicht Ferndiagnostisch und gebe hiermit keine Therapieanweisung! Ich bitte zu verstehen, dass jedes Beschwerdebild und Erkrankung individuell ist und Sie sich zwecks Dauer und Menge der Einnahme und der Kontrolle, dringend an Ihren Therapeuten zu wenden haben! Dieser Post dient lediglich zur Bewusstwerdung und Handlung Ihrerseits!